BUSINESS Monat - In der grünen Manufaktur
Mithilfe hochmoderner Vollerntemaschinen sorgen steirische Forstunternehmen dafür, dass Wälder schonend, nachhaltig und ertragreich bewirtschaftet werden und damit dem zunehmenden klimatischen Druck gewachsen sind.
TEXT: WOLFGANG WILDNER, FOTOS: THOMAS LUEF, WAHLERS FORSTTECHNIK GMBH
Wie mächtige Greifarme umfassen Entastungsmesser und Vorschubwalzen den Stamm, die Säge verrichtet ihr Werk und schneidet ihn auch gleich in die gewünschten Längen. Die einzelnen Sortimente werden getrennt abgelegt und im nachfolgenden Arbeitsschritt vom Rückezug, englisch „Forwarder“, zu einem LKW-befahrbaren Forstweg gebracht, um schließlich zum Abtransport ins Sägewerk verladen zu werden: zeitgemäße, moderne Waldbewirtschaftung. Wo immer möglich, haben sogenannte „Holz-vollernter“, englisch „Harvester“, die harte und extrem gefährliche händische Holzfällerarbeit abgelöst. Mit der entsprechenden Messtechnik bestückt und von Profis bedient, erklärt Peter Konrad, Berufsgruppenvertreter der Forstunternehmer in der Fachgruppe der gewerblichen Dienstleister in der WKO Steiermark sowie Gründungsmitglied und Vorsitzender des „Österreichischen Forstunternehmerverbandes“ (ÖFUV), können mit diesen Hightech-Wundern nicht nur Bäume gefällt und von den Ästen befreit, sondern auch gleich Volumina vermessen und Qualitätsklassen bestimmt werden.
EFFIZIENT UND SCHONEND
Um die wertvolle, nachwachsende Ressource Holz auf möglichst schonende Weise aus dem Wald zu bekommen, bedürfe es, so Konrad, ausgebildeter Fachleute mit hoher Technikkompetenz und viel Fingerspitzengefühl. „Ein Harvester-Fahrer muss heute teilweise mehr Funktionen simultan bedienen als ein Pilot.“ 2016 wurde ein neuer Lehrberuf, nämlich der des Forstmaschinentechnikers, ins Leben gerufen, um den immer höheren Anforderungen sowie der stetig fortschreitenden Professionalisierung und Spezialisierung Rechnung zu tragen. Zahlreiche Forstunternehmen bieten qualifizierte Lehrstellen, schulisch ausgebildet werden die jungen Forsttechnik-Fachleute an der Fachberufsschule für Forsttechnik in Schloss Rotholz in Strass im Zillertal. Ein Angebot, freut sich Konrad, das bereitwillig angenommen werde. „Es gibt keinen schöneren Arbeitsplatz als unseren – draußen in der grünen Manufaktur!“ Insgesamt habe sich, schildert Konrad, das Image des Berufs in den vergangenen Jahren von Grund auf gewandelt. „Forstarbeit erfordert perfekte Hightech-Beherrschung und einen sensiblen Umgang mit Wald und Natur.“ Denn eine schonende, nachhaltige, von Profis durchgeführte Bewirtschaftung ist Voraussetzung dafür, dass unsere Wälder auch in Zukunft „klimafit“ sind und ihre Funktion als grüne Lungen und natürliche Rohstoffbasis erfüllen können.
Die Forstfachleute auf ihren Hightech-Arbeitsgeräten sind das erste Glied einer ökologischen Wertschöpfungskette vom Wald über die Weiterverarbeitung in Industrie, Sägewerk, Handwerk und Bau bis zum fertigen hochwertigen Holzprodukt. Von dieser in höchstem Maße regionalen Wertschöpfung profitieren nicht nur die Glieder entlang der Kette, sondern auch Wirtschaftsstandort, Natur und Klima. „Denn eine schonende, nachhaltige, von Profis durchgeführte Bewirtschaftung“, betont Konrad, „ist Voraussetzung dafür, dass die Wälder auch in Zukunft ihre Funktion als grüne Lungen des Erdklimas erfüllen können.“
PROFIS IM WALD
„Der Trend“, so Konrad, „geht zum Forstunternehmen als dem hochspezialisierten und hervorragend ausgerüsteten Dienstleistungsprofi.“ Immer häufiger reduzieren auch Großforste ihre Waldarbeits-Units und vergeben die Waldarbeiten extern. Ein besonderes Anliegen sind Konrad aber die sogenannten hoffernen Waldbesitzer, die etwa durch Erbe Wald besitzen, jedoch oft keinen direkten wirtschaftlichen Bezug mehr dazu haben. „Viele ahnen nicht, dass sie durch professionelle Bewirtschaftung Ernteerträge erwirtschaften könnten. Diese Wälder liegen noch häufig im Dornröschenschlaf.“ So mancher Waldbesitzer meint,dass sich eine professionelle Bewirtschaftung nicht rechne, sondern sogar Kosten verursache. „Doch im Allgemeinen“, widerspricht Konrad diesem nach wie vor verbreiteten Irrglauben, „decken die Erträge aus der Bewirtschaftung zumindest die Kosten, in den allermeisten Fällen lassen sich sogar gute Erträge erzielen.“
NACHHALTIGE WERTE
„Die Holzernte mit modernster Ausrüstung ist nicht nur boden- und waldschonend, sondern auch so effizient“, erklärt Konrad, „dass selbst im niedrigeren Qualitätssegment, etwa mit Industrie- und Faserholz, noch ausgeglichen oder positiv bilanziert werden kann.“ Und das hochwertige Sägerundholz erfreue sich ohnehin starker Nachfrage. Mit ihren Dienstleistungen sind die Forstunternehmen dabei ein wichtiges Bindeglied zwischen Waldbesitzern und Holzverarbeitungsbetrieben. „Und“, gibt Konrad zu bedenken, „eine schonende und fachgerechte Durchforstung erhöht auch nachhaltig den Wert des verbleibenden Bestandes.“ Jährlich würden, rechnet der Forstunternehmer vor, in Österreich rund 27 Mio. Festmeter Holz „zuwachsen“, nur etwa 17 Mio. werden geerntet. Ziel sei es, mittelfristig die 20-Millionen-Marke zu überschreiten – nicht zuletzt im Dienste der heimischen Wirtschaft, die die Ressource dringend benötige.
Holzernte mit moderner Harvester-Technologie: Die Maschinen werden mit Spezialtief ladern an ihren Einsatzort gebracht. Eines der hochmodernen Geräte kann schon einmal mit ca. 500.000 Euro zu Buche schlagen. Rechnet man Equipment und Spezialausrüstungen dazu, ist man bald einmal bei 1 Million.
PETER KONRAD
Anfang der 1980er zog es den gebürtigen Weststeirer Peter Konrad (54) nach Niedersachsen nahe Hamburg. 1982 machte er sich – gemeinsam mit seinem Bruder – selbstständig. Nach den schweren Stürmen in den 1990er-Jahren brachte Konrad bei der Aufarbeitung des Schadholzes als einer der Ersten in Deutschland hochmechanisierte Holzernte- und Holzbringungstechnologie, sogenannte „Harvester“ und „Forwarder“, zum Einsatz, wie sie etwa in Skandinavien bereits verwendet wurden. Nachdem Konrad 1999 die alleinige Geschäftsführung übernommen hatte, dehnte die „Gebrüder Konrad GmbH“ ihr Einsatzgebiet auf ganz Europa aus. 2004 verlegte Konrad den Firmensitz nach Krottendorf nächst seiner Herkunftsgemeinde Ligist. Peter Konrad ist Berufsgruppenvertreter der Forstunternehmer in der Fachgruppe der gewerblichen Dienstleister in der WKO Steiermark und Bundesvorsitzender der Forstunternehmer in der WKO Österreich. Er zählt außerdem zu den Gründungsmitgliedern des „Österreichischen Forstunternehmerverbandes“ (ÖFUV), dessen Präsident er ist.
Weitere Infos: www.forstunternehmerverband.at oder www.wko.at/branchen/stmk/gewerbe-handwerk/gewerbliche-dienstleister/Forstunternehmer.html